Mantelmöwe
Larus marinus
Familie:
Möwen
regelmäßiger Brutvogel
Merkmale
Eine gewaltige, gänsegroße Möwe, Länge um 70 cm, Spannweite bis 170 cm. Flügelränder und -spitzen sind weiß, Rücken und Oberseite der Flügel schieferschwarz. Im Winterkleid ist der Nacken leicht grau gefleckt. Die Beine sind im Gegensatz zur Heringsmöwe in allen Kleidern fleischfarben. Die Jungvögel wirken lehmbraun quergestreift mit dunklen Schwingen und schwarzer Schwanzbinde, ihr Schnabel ist schwärzlichgrau. Von jungen Silbermöwen unterscheiden sie sich durch die bedeutende Größe und die kontrastreichere Zeichnung, besonders auf dem Schwanz. Alle Bewegungen der Mantelmöwe wirken bedächtig und kraftvoll. Sie fliegt langsam, aber ausdauernd und senkt sich bei Sturm dicht auf die Wogen. Sie schwimmt gut und schläft auch auf dem Wasser, selbst bei hohem Seegang. Die Stimme ist ein tiefes "kjau" in sehr verschiedenen Tonlagen sowie ein sonores "ga...ga...ga".

Lebensraum
Die Mantelmöwe hat in den vergangenen Jahrzehnten ihr Brutgebiet nach Norden und Süden ausgedehnt. Sie siedelte sich auf Spitzbergen an und weitete innerhalb von 20 Jahren ihr Verbreitungsgebiet an der amerikanischen Ostküste um 700 km nach Süden aus. Ihr Bestand stieg überall an, wo sie sich ganzjährig auf Müllkippen und in Fischereihäfen mühelos ernähren kann.

Mantelmöwen sind Strich- oder Standvögel. Im Winter streifen sie an allen Küsten Mitteleuropas entlang und dringen auch in die Flussmündungen vor. Nicht ausgefärbte Jungvögel trifft man das ganze Jahr über an den Nordseeküsten an.

Fortpflanzung
Das Nest wird stets so offen angelegt, dass die wehrhaften Vögel jeden Feind von weither kommen sehen. Sie fliegen auch Scheinangriffe auf den Menschen, machen ihm gegenüber aber keinen Gebrauch von ihrem 6 cm langen Schnabel. Mantelmöwen brüten einzeln, in kleinen Gruppen oder in lockeren Kolonien, manchmal mit Silbermöwen. Die Nester liegen einige Dutzend Meter auseinander. Manche Paare nisten hoch in den Felsen in der Nähe von Seevogelkolonien. Wenn unter ihnen die Lummen Eier legen, haben die Mantelmöwen schon Küken zu versorgen. Ein Partner scheucht dann mit Flügelschlägen die Seevögel aus der Wand, der andere stiehlt Eier oder Jungvögel.

Als großer und wehrhafter Vogel hat die Mantelmöwe keine natürlichen Feinde. Die meisten Tiere schreiten zum ersten Mal in ihrem 4. Sommer zur Brut. Beide Eltern brüten auf dem mit rund 70 cm Durchmesser recht stattlichen Nest. Meist enthält ein Gelege 3 Eier von etwa 78 mm Länge. Brutzeit Mai und Juni, Brutdauer 26 bis 28 Tage. Wenn die Jungen schlüpfen, wiegen sie 70 bis 80 Gramm. Nach einer Woche sprießen die ersten Federn, nach drei Wochen beginnen die Flugversuche, und mit 8 Wochen können die Jungen so gut fliegen, dass sie den Eltern aufs Meer folgen. Die Familien bleiben etwa bis zur zweiten Augusthälfte zusammen, dann verschwinden die Vögel aus dem Brutgebiet und zerstreuen sich.

Nahrung
Mantelmöwen sind räuberische Vögel mit der Aufgabe einer Gesundheitspolizei. Sie erbeuten nicht nur Eier und Küken der Meeresvögel, sondern auch erwachsene Krabbentaucher, Papageitaucher, Blässhühner und andere, sogar Enten, wobei ihnen in erster Linie kränkelnde Tiere zum Opfer fallen. Sie erbeuten Fische, wenn sie zum Laichen das Flachwasser aufsuchen, sogar den meterlangen Lachs. Sie stoßen aus dem Flug ins Wasser und können etwa mit dem halben Körper untertauchen. An Land schlagen sie den Lemming. Sie lassen gepanzerte Krebse aus großer Höhe auf Felsplatten fallen, bis sie zerbrechen. Sie laufen über weite Strecken am Spülsaum des Meeres entlang und sammeln alles Fressbare. Dabei waten sie oft bis zum Bauchgefieder ins Flachwasser und tauchen den Kopf ein.

 

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