Blässhuhn
Fulica atra
Familie:
Rallen
sporadischer Wintergast
Merkmale
Länge 38 cm; Altvögel unverwechselbar mit Schnabel und Stirnschild in Weiß. Die Männchen wiegen bis um 600 g, die Weibchen bis 800 g. Die Jungen sind bis zur Herbstmauser ohne weiße Stirn ( Blässe ) und oberseits dunkel, an Hals und Brust hell aschgrau. Kräftige Beine und lange grünlich dunkle Zehen mit Schwimmlappen. Blässhühner verbringen die meiste Zeit auf dem Wasser. Sie schwimmen langsam und mit Kopfnicken. Gelegentlich kommen sie zum Rasten und Grasen ans Ufer, fliehen aber bei der geringsten Störung aufs Wasser. Die Nacht verbringen sie auf einem geschützten Schlafplatz außerhalb des Wassers. Sie starten zum Flug stets gegen den Wind und mit langem, rasantem Anlauf. Oft laufen sie auch flügelschlagend über das Wasser, ohne aufzufliegen. Stimme eintönig: ein hohes "Zipp" sowie ein meckerndes "Käff".

Lebensraum
Brutvogel an langsam fließenden und stehenden Gewässern mit Schilfsaum, in dem die Vögel ihre Nester bauen. Als Bewohner von Park- und Stadtweihern kommen sie auch ohne Schilf aus. Förderlich für den Blässhuhnbestand sind flaches Wasser, reiche Wasserpflanzenvegetation, schlammiger Boden und offene Wasserflächen neben Schwimmblattfluren. Der Bestand in Mitteleuropa stieg in den letzten Jahrzehnten stark an.
Im Herbst sammeln sich die Blässhühner auf nahrungsreichen größeren Gewässern und bleiben zunächst, bis die Nahrung aufgebraucht ist oder Eisgang sie weitertreibt. Teils kommen Zuzügler aus Norden und Osten. Im Laufe des Winters erlischt der Wandertrieb; wenn danach strenger Frost einsetzt, so geht es für viele um Leben und Tod.

Fortpflanzung
Brutzeit in Mitteleuropa von Mitte April bis weit in den Sommer, im Süden auch früher. Im März werden die Reviere wieder besetzt, wobei es bei hoher Bevölkerungsdichte zu erbitterten Kämpfen an der Reviergrenze kommen kann, bei denen auch die Weibchen eingreifen und sich mit Hieben der Flossenfüße und Flügel durchzusetzen suchen. Das meist schwimmende Nest wird am Wasserrand im Altschilf verankert, teils unter einer Laube aus zusammengezogenen Halmen, teils liegt es auch offen. Die Eltern verteidigen ihre Brut mit Löwenmut. Auf Parkweihern beweisen sie ihre Kampfkraft im Streit mit den Schwänen. Einzelne Blässhühner gehören zu den wenigen Vögeln, die notfalls auch einen Menschen angreifen, der sich am Nest zu schaffen macht. Manche der aus Schilfhalmen erbauten Nester erreichen eine Höhe von 20 cm über dem Wasserspiegel und haben dann eine oder gar zwei Rampen, auf denen die Altvögel und später die Jungen ins Nest steigen.
Während das Weibchen brütet, übernachtet das Männchen auf einem eigens dafür erbauten Schlafnest. Meist 7 bis 10 Eier, ausnahmsweise auch bis 15. Eilänge um 50 mm, Brutdauer 21 bis 24 Tage. Meist schlüpfen alle Jungen eines Geleges am gleichen Tag. Sie bleiben noch etwa einen Tag im Nest, dann macht die Familie schwimmend die ersten Ausflüge, kehrt aber oft zum Wärmen und noch lange zum Schlafen ins Nest zurück. Gelegentlich bauen die Eltern auch weitere Aufwärmplattformen. Die Jungen bekommen das Futter vorgehalten und betteln mit dem Wackeln ihrer bunten Köpfe. Unterwegs lassen die Jungen einen fiependen "Hier-bin-ich"-Ruf hören.

Nahrung
Weit überwiegend pflanzlich, Sprosse, Früchte und Wurzeln von Wasser- und ufernahen Landpflanzen. Dazu als Beikost Insekten, Schnecken, Muscheln. Einzelne Blässhühner sind auch Nestplünderer bei anderen Wasservögeln. Die Nahrung wird meist von der Wasseroberfläche aufgepickt, aber auch tauchend vom Grund heraufgeholt, in der Not aus bis zu 4 Metern Tiefe, obwohl Blässhühner in ihrem luftigen Federkleid wie ein Korken nach oben schießen, sobald sie nicht mehr rudern. Ihr Fleisch hat einen stark modrigen Geschmack. Dennoch werden sie hier und da aus Sportgründen gejagd, manchmal sogar zum Entsetzen der Spaziergänger an Parkweihern.
Jäger veranstalten entgegen aller Proteste noch immer einen traditionellen Massenabschuss der Blässhühner: die sogenannte "Bellenschlacht" auf dem Bodensee.

 
 
Blässgans
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