Moltebeere
Rubus chamaemorus
Familie:
Rosaceae / Rosengewächse
norwegisch:
Molte / Multe
Unreife Frucht der Moltebeere - 25 KB

Standort: Setesdalheiene - Valle / Aust-Agder

Aufnahmedatum: 21.07.1997 / Foto: © Mechtild Reuber


Merkmale
Ausdauernde, krautige Pflanze, Zwergstrauch. Die Moltebeere ist getrenntgeschlechtig, d.h. weibliche und männliche Blüten wachsen auf verschiedenen Stauden. Aus dem Wurzelstück ( Rhizom ) entwickeln sich jedes Jahr kurze, nur bis 20 cm hoch werdende stachellose, einjährige Triebe, an denen schuppige, papierartige Nebenblätter stehen. Jeder Trieb bringt langgestielte Laubblätter hervor, nicht sehr tief 5-7lappig, am Grund herzförmig, am Rand gekerbt bis gesägt. Sie sind von dunkelgrüner Farbe, verfärben sich aber im Herbst zu dunkelrot. Unten am Blattstiel stehen kleine Nebenblätter, die meist zu Schuppen reduziert sind. Blüten einzeln am Ende des Sprosses, bis 2 cm groß mit 5 weißen gelegentlich auch rötlichen Kronblättern und 5 viel kleineren, am Grunde verwachsenen Kelchblättern. Die weiblichen Blüten bringen nur sterile Staubfäden hervor.
Die Aufnahme der Beeren durch Tiere und Vögel und die Ausscheidung der unverdaulichen Samen befördert die Ausbreitung.

Standort
Auf Bulten, an trockenen Moorrändern und Heiden mit saurem Boden. Wegen ihres bevorzugten Standortes auf sauren Böden wird sie auch Torfbeere genannt.

Verbreitung
Mit einem borealen, zirkumpolaren Verbreitungsgebiet zwischen 78°N und 44°N liegt ihr Hauptvorkommen in Europa in den drei nordeuropäischen Staaten Schweden, Finnland und Norwegen, einzelne Vorkommen finden sich jedoch auch in Mittel- und Osteuropa sowie im Baltikum als eiszeitliche Überreste. In Schweden fehlt sie auf den Inseln Öland und Gotland. In Deutschland wächst sie sehr vereinzelt insbesondere am Oberlauf der Weser und Elbe. Sie steht in Deutschland unter strengstem Naturschutz.

Blütezeit
Mai bis Juli, je nach Verbreitungsgebiet. Es gibt aber Moltebeerenbestände, die sehr selten blühen.

Früchte
Nach der Befruchtung durch Insekten entwickeln sich Früchte, die denen der Brombeere ähneln. Zahlreiche, nicht verwachsene Fruchtblätter bilden in Anpassung an die extremen Bedingungen des Nordens jeweils nur eine Sammelfrucht, bestehend aus 5 - 25 Steinfrüchten. Die Fruchtreife vollzieht sich erst spät im Jahr von Gelbgrün über Rot, Orangerot bis leuchtend Gelb-Orange. Die saftigen, säuerlichen, aber wohlschmeckenden Früchte enthalten viel Vitamin C und werden in Nordeuropa gesammelt und verwertet.

Fruchtreife
Die Beeren sind essbar und können von Mitte Juli bis Ende August - je nach nördlicher Lage - gepflückt werden. In Südschweden sind sie z.B. schon Mitte Juli reif, in den Bergen nicht vor August. Erst wenn sich die äußeren Blütenblätter von der Frucht wegrollen, ist die sie reif. Nur die weibliche Pflanze entwickelt Beeren. Frost oder Kälte während der Blütezeit verursachen schlechte Ernten.

Wissenswertes
Die Moltebeere gilt als Charakterpflanze der nordischen Moorgebiete. Vor allem in Nordfinnland und Lappland, wo sie am stärksten verbreitet ist, spielt die Beere nicht zuletzt wirtschaftlich eine große Rolle. Sie gehört zu den Vitamin-C-reichsten Beeren ( 100 mg / 100 g Beeren ) und war vor dem Aufkommen der Zitrusfrüchte wichtig für die Volksgesundheit. Auch die früheren Seefahrer und die amerikanischen Inuit schätzten sie wegen ihres hohen Vitamin-C-Gehaltes, um Skorbut zu vermeiden. Verwandt ist sie mit unserer Brombeere ( Rubus furcicosus ) und Himbeere ( Rubus furcicosus ), weicht durch die eingeschlechtigen Blüten stärker von den ihr ab.
Der Gattungsname Rubus stammt aus dem lateinischen Wort ruber für rot, da die Gattung oft rote Beeren trägt. Der Artname ist chamaemorus und bedeutet etwa soviel wie zwerg-maulbeerartig, wobei er Bezug auf die Frucht nimmt.
Auf der finnischen 2-Euro-Münze ist die Blüte der Pflanze abgebildet.

Verwendung
Die Moltebeere schmeckt am Besten frisch, nach dem Pflücken, zum Beispiel auf Pfannkucken oder Waffeln, mit Eis oder Schlagsahne serviert. Sie hat ein feines, delikates Aroma und wird häufig zu Marmelade oder in Fruchtjoghurt verarbeitet. Aber auch Bäckereien verwenden sie zum Verzieren von Torten und Desserts. Eine Spezialität finnischer Brennereien ist ein aus Moltebeeren hergestellter feiner, süßer Likör. Zur Aufbewahrung wird die Beere normalerweise tiefgefroren oder zu Saft oder Marmelade aufbereitet.
Obwohl auch heutzutage insbesondere in Norwegen die Nachfrage nach ihr als Delikatesse größer ist als das Angebot, ist sie nach wie vor eine reine Wildfrucht. Seit Mitte der 90er Jahre hat sich insbesondere die norwegische Regierung in mehreren Forschungsprojekten stark gemacht um sie als Agrarfrucht zu kultivieren.


Blüten und Blätter der Moltebeere - 77 KB

Standort: Im Støladalen - Oppdal / Sør-Trøndelag

Aufnahmedatum: 08.07.1996 / Foto: © Mechtild Reuber

 

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