Saatkrähe
Corvus frugilegus
Familie:
Rabenvögel
regelmäßiger Zugvogel
Merkmale
Im Vergleich zur Rabenkrähe mit schlankerem Schnabel, Gesicht im Alter grauweißlich und nackt, Gefieder mit Purpurschimmer, an den Schenkeln als "Hosen" herabhängend, Länge um 46 cm, Spannweite 90 cm.

Lebensraum
Offenes Ackerland mit eingestreuten Feldgehölzen. Fehlt in Großwaldungen, Brutkolonien immer in der Nähe von Wasser. Im Winter in schneefreien Lagen oder in der Umgebung von Städten. Saatkrähen versuchen auch immer wieder die Koloniegründung in Bäumen zwischen Häusern, aber die Anwohner vertreiben die Neusiedler mit Feuerwehr und Schroten, weil sie den Lärm der Vögel nicht ertragen können.

Fortpflanzung
Saatkrähen brüten in Kolonien von einigen Dutzend bis zu über 1000 Paaren. Ab März bieten diese Kolonien eines der letzten großen Naturschauspiele in der Kultur- und Ackerlandschaft. Von weitem sieht man die in Flugspielen durch die Luft wirbelnden Krähen und hört das quorrende Stimmengewirr. Im März balzen die alten Krähen vor ihrem lebenslang angepaarten Weibchen mit Verbeugungen und schönen Tönen, und die Jungkrähen fechten unblutige Kämpfe aus. Andere sind schon beim Nestbau und brechen Äste von den Bäumen oder stehlen sie aus unbewachten Nestern der Nachbarn. Zur Brutzeit ruht das Männchen neben seinem Weibchen. Naht sich ein Greifvogel, so fliegt ihm die ganze Besetzung der Kolonie mit lautem Krächzen entgegen. Das Männchen füttert Weibchen und Kleinkinder aus dem Kehlsack. Brutbeginn Mitte April, Brutdauer 16 bis 18 Tage, Nestlingsdauer etwa 30 Tage, so dass ab Ende Mai die ersten Jungen ausfliegen. Die Weibchen brüten von der Ablage des ersten Eies an, so dass die Nestlinge verschieden alt und auch verschieden groß sind. In den letzten Tagen vor dem Ausfliegen schaffen beide Eltern die Nahrung herbei.
In den Brutkolonien der Saatkrähen mit bis zu 50 Nestern je Baum leben und brüten nicht selten allerlei Einmieter. Da gibt es Elstern, denen die Krähen allerdings die Haube vom Nest stehlen, daneben auch Turmfalken. In Südosteuropa kommen gemischte Kolonien mit Krähen, Reihern, Kormoranen und Sichlern vor.

Nahrung
Saatkrähen sind Fußgänger, die mit Hühnergang umherlaufen und ihre Nahrung am Boden suchen. Sie erbeuten vor allem Insekten, außerdem Mäuse und andere Kleintiere, verschmähen aber auch Pflanzenkost wie Getreide und Kartoffeln nicht. Sie meiden einen Bewuchs, der so hoch ist, dass sie ihn nicht mehr überblicken können, dichtes Gebüsch und Waldböden, und sie durchsuchen keine Bäume. Als Nestplünderer sind sie daher ohne Bedeutung. Wo naturnahe Landwirtschaft betrieben wird, machen sich die Krähen durch Vertilgen von Schadinsekten und Mäusen durchaus nützlich, wo aber die Insekten ohnehin weggespritzt werden und selbst Mäuse keinen Lebensraum mehr finden, bleibt nur noch der meist geringe Schaden übrig, der entsteht, wenn die Krähen Saatgut aufpicken oder Kartoffeln anhacken.

Allgemeines
Die osteuropäischen Saatkrähen sind Wintergäste in Mittel- und Westeuropa mit alten Zugtraditionen. Sie ziehen tagsüber, meist in Gesellschaft von Dohlen, manchmal auch von Staren. Im Winterquartier versammeln sich allabendlich Tausende nach einem großartigen Flugspiel in ihren Schlafbäumen, die zum Missvergnügen der Anwohner auch mitten in einem Dorf liegen können. Tagsüber halten die Krähenscharen in einem Umkreis von gut 20 Kilometer Nachlese auf den Feldern und durchsuchen die Müllplätze, wo sie auch ganz ungenießbare Objekte verschlucken. Im Januar fallen bei den Jungvögeln die Federn um die Schnabelwurzel aus, und es entsteht die kennzeichnende nackte Stelle, die im Laufe der Jahre immer größer wird.

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