Merkmale
Etwas kleiner als der Höckerschwan, Länge 140 bis 150 cm,
Spannweite um 200 cm. Hält den Hals meist steil aufgerichtet. Schnabelseiten
gelb, Spitze und Rücken des Schnabels schwarz. Der Singschwan lüftet beim
Schwimmen nicht die Flügel, wie das für den Höckerschwan typisch ist.
Gewicht bis etwa 12 kg. Vor allem im Flug sehr ruffreudig. Kontakthalteruf
laut und aus der ferne trompetenartig klangvoll "hüöö". Der Flug ist ohne
auffälliges Geräusch. Singschwäne können nur vom Wasser aus und nach
geräuschvollem Anlauf starten, dann aber fliegen sie leicht und ausdauernd.
Im Fluge ordnen sie sich zu schrägen Linien oder auch Keilformationen. Sie
halten sich von Höckerschwänen fern, sind ihnen aber im Kampf überlegen,
weil sie anders drohen: mit erhobenem Hals und ausgebreiteten Flügeln.
Obwohl der Singschwan schwächer ist als der Höckerschwan, greift er zuerst
an. Er erkennt und beachtet die Drohgesten des größeren Höckerschwans nicht.
Lebensraum
Das Brutgebiet des Singschwans schließt sich südlich an das des
Zwergschwans an. Darüber hinaus brüten Singschwäne auf Island, aber nicht in
Nordamerika, wo der sehr ähnliche Trompeterschwan den entsprechenden
Lebensraum besetzt. Durch starke Bejagung, vor allem zur Mauserzeit, von
Booten aus oder mit hetzenden Hunden, wurden die Singschwäne sehr scheu und
blieben es bis heute, obwohl sie im Norden wohl genauso zum Vogel der
Stadtweiher taugen würden wie der Höckerschwan in Mitteleuropa. Singschwäne
sind Zugvögel, die aber meist nicht weit ziehen. Viele überwintern in der
südlichen Ostsee, in Irland und Schottland. Die isländischen Singschwäne
sind Jahresvögel. In harten Wintern ziehen große Scharen auch über die
deutsche Nordseeküste bis nach Holland, und versprengte Gruppen folgen den
Strömen bis weit ins Binnenland.
Fortpflanzung
Die Balz beginnt schon in der Winterherberge. Dabei sind
laute Trompetentöne zu hören, die Vögel richten sich voreinander auf und
breiten die Flügel aus, dazu kommen schlängelnde Halsbewegungen. Bei der
Balz zeigen beide Partner ähnliche Ausdrucksbewegungen. Vor der Begattung,
die wie bei den anderen Schwänen nur auf dem Wasser gelingt, tunken beide
die Schnäbel über Kreuz ins Wasser. Zur Brutzeit beansprucht jedes Paar ein
der kargen nordischen Natur entsprechend großes Brutrevier mit flachen,
schlammigen Seen in sumpfiger, grüner Umgebung, manchmal auch in versumpften
Flussniederungen und -mündugen. Das Weibchen baut aus allem erreichbaren den
großen Nesthaufen, gern auf kleinen Inseln oder auch direkt im Flachwasser
oder Sumpf. Nur das Weibchen brütet und wird dabei vom Männchen bewacht.
Gegen den Menschen sind die Schwäne auch am Nest sehr scheu und geben ihr
Gelege leicht auf. Das Weibchen legt wie die anderen Schwäne an jedem
zweiten Tag ein Ei. Es deckt sein Gelege zu bis die Eier vollzählig sind.
Brutbeginn in der zweiten Mai- oder ersten Junihälfte. Brutdauer 35 bis 38 Tage,
Gelegegröße 5 bis 6 Eier von etwa 115 mmLänge. Die Schwanenküken
werden überwiegend an Land geführt und gehudert; meist geht die Mutter voran,
dann folgen die Gössel, und zuletzt kommt der Vater. Die Gössel tragen erst
ein graues Dunenkleid, später ein graues Jugendgefieder, in dem im ersten
Winter einzelne weiße Federn sprießen. Im zweiten Winter fallen die letzten
grauen Federn aus und damit wird auch nach außen sichtbar, dass der junge
Schwan Geschlechtsreife erreicht hat.
Nahrung
Singschwäne sind Pflanzenfresser, die aber weniger als etwa der
Höckerschwan oder die Gänse grasen, sondern mit dem Schnabel nach Wurzeln
von Wasserpflanzen graben.
Allgemeines
Nur der Singschwan kann Anlass gegeben haben zur Legende des
Schwanengesanges, dass der sterbende Schwan noch einmal aus voller Kraft und
mit besonderer Schönheit singe. In der Tat haben die Töne aus der Ferne
etwas Klagendes. Vom Eise eingeschlossene und dem Hungertod ausgelieferte
Schwäne lassen ihre klaren Stimmen auch dann noch erklingen, wenn ihr
Schicksal nicht mehr abzuwenden ist.