Kurzschnabelgans
Anser brachyrhynchus
Familie:
Entenvögel
sporadischer Zugvogel
Merkmale
Eine verkleinerte Ausgabe der Saatgans, mit dunklem Kopf und Hals und teils fleischfarbenem Schnabel. Füße im Gegensatz zur Saatgans fleischfarben. Länge um 68 cm, Spannweite um 150 cm. Nach neuerer Auffassung ist die Kurzschnabelgans nur eine Inselrasse der Saatgans und müsste dann "Anser fabalis brachyrhynchus" heißen. Da sie aber auf dem Feld von der Saatgans zu unterscheiden ist, behandeln wir sie als eigene, vielleicht eben werdende Art, die sich infolge langer geographischer Isolation von den Saatgänsen des Festlands abgespalten hat.

Lebensraum
Die zierliche Gans brütet in Quellmooren des Binnenlands von Island, Spitzbergen und Ostgrönland. Die Brutgebiete liegen als grüne "Oasen" zwischen vegetationsarmen Geröllfluren. Die Gänse von Spitzbergen, etwa 10.000, ziehen im Oktober über Skandinavien zu ihren Überwinterungsgebieten in Ostholland, die grönländischen und isländischen Tiere, zusammen einige 10.000, ziehen im Oktober nach Schottland und England und überwintern hier in ruhigen Meeresbuchten. Aus diesen Zugtraditionen kann man schließen, dass die Besiedlung Grönlands durch Kurzschnabelgänse von Island aus und vor nicht sehr langer Zeit erfolgte.
Die Mehrheit der Gänse bricht im März zu den Brutplätzen auf. Mitte April treffen sie im Norden ein und bleiben dort bis Ende August. Während der Überwinterung verbringen sie ihre Tage grasend auf nassen Wiesen, abgeernteten Feldern oder auf Äckern mit Wintersaat und fliegen zum Übernachten oft viele Kilometer weit zu Sandbänken oder Fischwasserzonen in Meeresbuchten. Auf Streckenflug ordnen sie sich zu schrägen Linien oder Keilformationen.

Fortpflanzung
Die Kurzschnabelgans brütet in lockeren Kolonien. Die jungen Paare schließen sich auf ihrer ersten Winterreise zusammen und bleiben sich dann lebenslang treu. Die Gans baut das Nest, indem sie auf einer Anhöhe eine Mulde sucht und sie mit Pflanzenteilen und Dunen auslegt. An günstigen Neststandorten, die seit vielen Jahren besetzt sind, entsteht durch die regelmäßige Düngung ein Ring aus frischem Grün. Der Ganter steht während der Brutzeit in Nestnähe auf Wache.
Die Brutzeit setzt in Island im zweiten Maidrittel, auf dem nördlicher gelegenen Spitzbergen in der ersten Junihälfte ein. Nach Ablage des letztes Eies wird mit dem Brüten begonnen. Brutdauer 28 Tage, Gelegegröße meist 4 Eier, Eilänge um 80 mm. Die Gössel werden von beiden Eltern geführt und fangen im Alter von zwei Monaten an zu fliegen. Wochen, manchmal nur Tage später kann in der Tundra der Winter einbrechen. Auch die Jungvögel müssen dann reisefähig sein. Etwa zwei Wochen nach dem Schlüpfen der Gössel beginnt bei den Eltern die Mauser der Schwingen. Sie fallen wie bei allen Entenvögeln etwa gleichzeitig aus. Schon wenige Tage vorher können die Vögel nicht mehr fliegen und bleiben für etwa 30 Tage flugunfähig. Die Zeit, in der die Gänse ihre Jungen führen und in den Einöden des hohen Nordens leben, ist für die gefährliche Zeit der Schwingenmauser am günstigsten. Früher trieben die Bewohner Islands die flugunfähigen Gänse in abgezäunten Flächen zusammen, um sie zu fangen und zu töten.

Nahrung
Kurzschnabelgänse sind wie die anderen Gänsearten Vegetarier. In ihrer Brutheimat bilden Beeren einen Großteil ihrer Nahrung, aber kurz nach der Schneeschmelze, wenn sich noch kein frisches Hälmchen zeigt, müssen sie sich mit Moosen und Flechten begnügen. Im Winterquartier fliegen die Gänse im ersten Morgengrauen von ihren Schlafplätzen zu den Weidegründen und landen erst, nachdem sie die Umgebung mehrfach überflogen haben. Wenn sie nicht gestört werden, so kehren sie erst nach Sonnenuntergang zurück.

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