Saatgans
Anser fabalis
Familie:
Entenvögel
sporadischer Zugvogel
Merkmale
Sehr ähnlich der Graugans, auch in der Größe, Länge um 80 cm, Spannweite um 165 cm, Gewicht um 3,5 kg. Das Gefieder ist insgesamt und besonders am Vorderkörper deutlich dunkler und bräunlicher. Die in Mitteleuropa überwinternden Saatgänse können aus verschiedenen Teilen Nordeurasiens stammen und daher verschiedenen Rassen angehören. Aus der Tundra kommen Gänse mit kurzen, hohen, aus der Waldzone solche mit langen, flacheren Schnäbeln. Auch deren Farben sind sehr veränderlich, an der Spitze meist gelb bis orange, an der Basis schwärzlich, Füße orangefarben.

Lebensraum
Die Saatgans brütet in der Tundra und der nördlichen Nadelwaldzone Eurasiens. Im September sammeln sich die Gänse in Buchten der europäischen Nordküsten und ziehen im August und September in südwestlicher Richtung bis in die Überwinterungsgebiete der Norddeutschen Tiefebene und bis nach Holland. In strengen Wintern weichen sie der Kälte aus, ziehen an der Atlantikküste weiter und können sogar Marokko erreichen. Ein Teil der sibirischen Saatgänse zieht auch über die Donausiedlungen bis in den nördlichen Mittelmeerraum und die Tiefländer westlich des Schwarzen Meeres.
Die Saatgänse entwickeln Zugtraditionen und kehren dann alljährlich an den ihnen bekannten Rastplätzen ein. Im März ziehen sie wieder nordwärts. Zur Brutzeit leben sie paarweise im lockeren Nadelwald oder in der Strauchtundra in Wassernähe. Auf dem Zug und im Winterquartier rasten sie in weitem, ruhigen Ebenen und übernachten schwimmend auf dem Wasser stiller Seen. Bei Frost schlafen sie auf dem Eis. Insgesamt überwintern in ganz Europa etwa 10.000 Saatgänse - die Bestandsgrößen schwanken von Jahr zu Jahr. Saatgänse sind in der Bundesrepublik jagdbares Wild mit Schusszeit im November und Dezember.

Fortpflanzung
Die Saatgänse führen Ehen auf Lebenszeit. Im Winter scheinen sich die Partner in den Wanderscharen aus den Augen zu verlieren, aber zur Brutzeit sondern sie sich wieder paarweise ab. Im Brutgebiet kommt es zur Begattung nach einem wenig auffälligen Vorspiel in Form von Halseintunken. Die Begattung gelingt nur im Wasser. Der Ganter besteigt die Gans, so dass sie versinkt. Nachher recken sich beide in die Höhe und schlagen mit den Flügeln. Die Gans wählt den Platz für die Nestmulde, meist unter Zweigen oder zwischen den Wurzeln eines Baumes. Dann legt sie die Mulde mit Halmen aus und mit dem Fortschreiten der Brut auch mit reichlich Dunen.
Die Brutzeit beginnt am Südrand des Brutgebietes Mitte Mai und nach Norden zu immer später bis in die Junimitte. Nur die Gans brütet, während der Ganter in der Nähe wacht. Brutdauer 27 bis 29 Tage, Brutbeginn nach Ablage des letzten Eies. So wird erreicht, dass alle Gössel etwa gleichzeitig schlüpfen. Sie tragen anfangs ein olivebräunliches Dunenkleid mit schwarzen Kopfstreifen. Beide Eltern führen die Gössel zum Wasser, wo sie die frischen Sumpfpflanzen abweiden. Im Alter von zwei Monaten beginnen sie zu fliegen und ziehen mit ihren Eltern zunächst zum Meer. Die einzelnen Familien halten noch über den Winter zusammen, so dass auch der Zug in die Winterquartiere von Alt- und Jungvögeln gemeinsam bewältigt wird.

Nahrung
Alle Gänse sind Vegetarier. Ihre Schnäbel tragen gezähnte Seitenkanten, mit denen sie das Gras abrupfen. Sie besitzen sehr große Blinddärme, in denen Mikroorganismen die Zellulose in verdauliche Kohlenhydrate spalten - eine Symbiose, die bei den meisten grasfressenden Tieren vorkommt. Im Brutgebiet fressen die Gänse alles frische Grün, daneben auch Beeren und Flechten. In den Überwinterungsgebieten bilden Gras und Wintersaat die Hauptnahrung. Die Gänse fliegen schon vor Sonnenaufgang von ihren Schlafplätzen zu den Weidegründen, wo sie mit Ruhe- und Putzpausen bis nach Sonnenuntergang fressen. Dann fliegen sie zu ihren Schlafplätzen zurück. Die Gänse entwickeln auch beim Fressen Traditionen: An manchen Orten mögen sie am liebsten Getreidesaat und stellen die Bauern vor große Probleme.

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