Wendehals
Jynx torquilla
Familie:
Spechtvögel
sporadischer Zugvogel
Merkmale
In Größe und Färbung ähnlich dem Weibchen des Rotrückenwürgers, Gefieder eulenartig und mit sehr dezenter Zeichnung. Schnabel schwach und gerade, Schwanz weich und nicht zum Abstützen geeignet. Nachweis meist durch monotone Rufreihen im Mai, etwa wie "gäh-gäh-gäh...". In die Enge getrieben, auf den Eiern bedroht oder in der Hand zeigt der Wendehals das Manöver, das ihm den deutschen und auch den wissentschaftlichen Namen eingenbracht hat: Er sträubt das Gefieder, spreizt den Schwanz und lässt die Flügel hängen. So verändert, springt er den Feind an, verdreht schauerlich Augen und Hals, züngelt mit seiner langen Wurmzunge, gurgelt mit der Kehle, knallt und faucht. Mancher Fressfeind wird angesichts einer solchen Demonstration wohl zunächst in seinem Angriff innehalten - vielleicht lange genug, dass dem Wendehals die Flucht gelingt.

Lebensraum
Lichte Laub- und Mischwälder, Feldgehölze, Obstgärten; vereinzelt auch in Buschlandschaften mit einzelnen Bäumen und sogar in baumlosen Landstrichen, wenn es dort genügend höhlenreiche Lehmwände gibt.

Fortpflanzung
Wenn die Vögel Mitte April bis Mitte Mai aus ihren Winterquartieren in Afrika zurück sind, fallen sie bald durch ihre "langweiligen" Rufreihen auf, die meist in Nestnähe vorgetragen werden und Ende Mai erlöschen, manchmal auch erst im Juli. Beide Geschlechter "singen".
Der Wendehals ist ein Brutvogel in Höhlen, die aber Ende Mai meist schon von anderen Höhlenbrütern besetzt sind. Die Wendehälse räumen in solchen Fällen das störende Nest samt Eiern oder Jungen aus der Höhle, tragen aber selber nach Spechtsitte kein Nistmaterial ein. Die Gelege findet man in Nistkästen, manchmal auch in völlig morschen Stämmen kurz vor dem Zerfall, seltener in Erdhöhlen, auch in waagerechten, ausgefaulten Ästen und in Wochenendhäusern, manchmal dicht über dem Boden, aber auch bis 7 Meter hoch. Die 7 bis 8, selten über 10 Eier werden von Männchen und Weibchen abwechselnd bebrütet. Brutbeginn meist Ende mai, Brutdauer um 12 Tage. Die Jungen setzen sich in der Höhle zu einer eigenartigen Pyramide zusammen, die Schnäbel in der Mitte, und sperren, sobald die Eltern ihre Schnabelwurzeln berühren. Die Alttiere würgen dann den Futterballen - meist nur Ameisenbrut - aus dem Kehlsack in den Rachen des Jungvogels. Wenn die Jungen älter sind, lassen sie von früh bis spat ein eigenartiges Rauschen und Trillern hören. Mit 18 bis 24 Tagen sind sie flügge, danach bleibt die Familie noch für 10 bis 14 Tage zusammen. Zweitbruten im Juli kommen vor. Mit dem Ende der Brutzeit verschwinden die Vögel aus dem Brutrevier und ziehen langsam als Einzelwanderer oder in kleinen Gruppen südwärts. Viele überwintern in den Atlasländern, andere folgen dem Nil und ziehen bis Ostafrika. Im Oktober kommen sie in ihrer Winterherberge an.

Nahrung
Ameisen und Blattläuse, die der Wendehals mit seiner klebrigen, wurmförmigen Zunge anleimt, daneben auch andere Insekten. Handzahme, von klein an aufgezogene Wendehälse stecken ihre Zunge gern tief in die Ohren und Nasenlöcher des Pflegers.

Allgemeines
Die Wendehälse sind eine eigene, den Spechten nahestehende Familie der Spechtvögel, wie schon der Bau der Zunge ausweist. Außerdem haben sie wie die meisten Spechte eine Wendezehe, das heißt, dass beim Hüpfen zwei Zehen nach vorne und zwei nach hinten gerichtet sind. Da sie weder überwinternde Insekten aus Rindenritzen hämmern, noch Zapfen und Nüsse zerlegen können, müssen sie Zugvögel sein. Weltweit gibt es nur zwei Arten von Wendehälsen: die europäische Art ist über ganz Eurasien bis nach Japan verbreitet. Der Braunkehlwendehals ist in Afrika zu Hause. Der Bestand der Wendehälse ist bedroht.

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