Wachtel
Coturnix coturnix
Familie:
Hühnervögel
sporadischer Sommergast
Merkmale
Ein reichlich starengroßes Hühnchen, das überraschend vor den Füßen auffliegt und mit geradem Purrflug abstreicht. Dabei werden auf dem Rücken zwei klar abgegrenzte gelbliche Längsstreifen sichtbar. Fast schwanzlos. Viel auffälliger ist der Wachtelschlag, der meist mit "pick-wer-wick" umschrieben wird. Er ist vor allem im Mai und Juni die ganze Nacht über und seltener auch am Tage zu hören, stets aber nur mit wenigen Wiederholungen und langen Pausen. In windstiller Nacht trägt die Stimme etwa einen Kilometer weit.

Lebensraum
Weite Wiesengründe in warmen, nicht zu trockenen Lagen, auch Getreidefelder, aus denen die Hennen mit ihren Küken oft schon vor der Mahd in Kartoffeläcker überwechseln.

Fortpflanzung
Das Nest ist eine mit Halmen ausgelegte Mulde, gut gegen Sicht von oben geschützt, in Feldern und Wiesen, gerne auch im Klee. Das Weibchen brütet seine 7 bis 14 Eier allein vom letzten Ei an und führt auch allein die Küken. In den Brutpausen deckt es das Gelege zu, sitzt aber sonst so fest auf den Eiern, dass es schon mit der Sense verletzt oder getötet wurde. Alle Jungen verständigen sich schon vor dem Schlüpfen durch Pieplaute über den Schlüpftermin, wahrscheinlich, indem die Nachzügler die weiter entwickelten Geschwister zurückhalten. Schließlich brechen alle in der gleichen Stunde aus den Schalen und bleiben danach noch etwa einen Tag in der Nestmulde.
Die Mutter legt ihnen das Futter, z.B. Ameisenpuppen, vor, und die Küken fressen sofort ganz selbständig. Mit etwa 10 Tagen können sie fliegend flüchten, und mit zwei Wochen können sie bereits allein überleben. Solange sie noch wachsen, ernähren sie sich hauptsächlich von Insekten, später zunehmend von pflanzlicher Kost.

Nahrung
Mehr als andere Hühner nehmen die Wachteln tierische Kost zu sich: Insekten, Spinnen, Würmer, Schnecken, dazu Triebspitzen, Blüten und Samen. Nach der Mahd auch ausgefallene Getreidekörner.

Allgemeines
Trotz anscheinend mangelnder Flugleistung ist die Wachtel ein Fernzieher, der das Mittelmeer wie die Sahara im Nonstopflug überqueren kann und bis nach Ostafrika vordringt. Sie ziehen einzeln oder in kleineren Trupps, immer dicht über der Erde oder dem Wasser und immer nachts. In Nordafrika werden die Herbstwanderer von einem Heer von Vogelfängern mit Netzen erwartet. Der herbstliche Wegzug erfolgt zwischem August und November; Anfang Mai erscheinen die Überlebenden wieder im Brutgebiet.
Wachteln werden in Zoohandlungen als Käfigvögel angeboten. Sie baden wie alle Hühner gerne im Sand, aber nie im Wasser, sie scharren eifrig, und die Weibchen legen viele Eier, setzten sich aber nur in einer ruhigen Voliere zum Brüten nieder. In der Brutmaschine schlüpfen bei 38 Grad Küken, die man mit gehacktem Ei, gehackten Brennnesseln und Weichfresserfutter aufziehen kann. Sie mögen es recht warm unter einer ständig brennenden Glühbirne. Mit drei Wochen fressen sie auch Hirse, Grieß und Haferflocken.
Im vorindustriellen Deutschland gehörte der Wachtelkäfig mit dem eifrig schlagenden Wachtelhahn in manche Handwerkerwerkstatt, und nachts hörte man in den Straßen der Kleinstadt nicht Autolärm und Flugzeuge, sondern das "pick-wer-wick" der Käfigwachteln. Zur Zugzeit werden auch die Wachteln im Käfig trotz genügend Futter von Zugunruhe erfasst und flattern die ganze Nacht hindurch auf ihrem imaginären Weg in den für sie gefährlichen Süden. Tagsüber sind sie dann müde und abgekämpft.
Die moderne Landwirtschaft schadet den Wachtlen. Die Düngung der Wiesen und die Verwendung des Grases zur Herstellung von Silofutter ermöglichen dem Bauern drei Grasernten im Jahr, die erste schon im Mai, so dass die Bodenbrüter in der Wiese kaum eine Chance haben, ihre Eier auszubrüten. Wer heute den Wachtelschlag hören will, fährt am besten in die noch recht extensiv genutzten Bauernlandschaften im Südosten Europas.

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