Stieglitz
Carduelis carduelis
Familie:
Finken
sporadischer Zugvogel
Merkmale
Die Altvögel sind kenntlich an ihrem schwarz-weiß-roten Kopfgefieder und der auch im Fluge sichtbaren gelben Flügelbinde. Beim Weibchen bleibt die rote Gesichtsmaske kleiner als beim Männchen und reicht kaum bis zum Auge. Die Jungvögel tragen bis zur Herbstmauser keine rote Gesichtsmaske, wohl aber den gelben Flügelspiegel. Von den sonst ähnlich aussehenden jungen Grünfinken unterscheiden sie sich durch das Fehlen der gelben Schwanzseiten und die schlankere Gestalt. Länge 12 cm.

Lebensraum
Lichte Wälder, Obstgärten, Vorstädte, Parklandschaften, Friedhöfe. Außerhalb der Brutzeit Brachäcker, Unkrautfluren, vor allem Distelfelder, wenn in der Nähe Bäume wachsen.

Fortpflanzung
Die Männchen beginnen schon im Februar, noch in den winterlichen Schwärmen, zu singen. Der Gesang ist zwitschernd, er wird mit kurzen Pausen vorgetragen und enthält häufig die Silbenfolge "stigelit". Anfang April lösen sich die Schwärme auf, es bilden sich Paare. An den Reviergrenzen werden nur selten heftige Kämpfe mit den Nachbarn ausgefochten. Erst nach etwa vierwöchiger "Verlobung", wenn sich das Laubdach der Wälder geschlossen hat, beginnt die Brutzeit. Die Nester werden vom Weibchen gut versteckt und selten niedriger als 4 Meter über dem Boden in Laub- und Nadelbäume gebaut, meist in eine Astgabel weit draußen auf einem Seitenzweig. Die Vögel scheinen die Nähe des Menschen zu suchen, in Südeuropa brüten sie mit Vorliebe auf Campingplätzen und haben dort wirklich kaum Sorgen mit tierischen Feinden aller Art. Das Weibchen baut 10 bis 12 Tage an dem kleinen Meisterwerk. Zu den Paarungen trifft es sich mit dem Männchen häufig auf dem halbfertigen Nest und macht die Umgebung mit lautem Zirpen auf das Ereignis aufmerksam.


Während der Brutzeit füttert das Männchen seine auf den Eiern sitzende Partnerin aus dem Kropf. In Mittel- und Südeuropa bringen Stieglitze meist zwei Bruten zwischen Mai bis Juli hoch, im Norden nur eine. Eizahl meist 5, Brutdauer 12 bis 13 Tage. Nestlingsdauer 13 bis 15 Tage. Die Jungen bekommen in der ersten Woche vorwiegend Insekten, dann zunehmend auch halbreife Samen, die von den Eltern im Kropf herbeigebracht werden. Nach dem Ausfliegen bedürfen sie noch für rund 8 Tage der Zufütterung durch die Eltern, dann verlassen sie das Brutrevier, tun sich mit den Nachbarjungen zusammen und streifen über die Felder. Die ersten flüggen Jungvögel sieht man gewöhnlich gegen Mitte Juni. Im Laufe der nächsten Monate verschmelzen die kleineren Trupps zu Scharen, die schließlich mehrere hundert Tiere enthalten können. Der Vorteil dieser Geselligkeit wird so gesehen: Droht eine Gefahr, fliegt zunächst der scheueste Vogel auf und reißt die weniger ängstlichen Artgenossen mit zur Flucht. Bei der Suche nach Nahrung entdecken die findigsten Finken am ehesten ein reich fruchtendes Distelfeld, und die weniger erfolgreichen folgen zur bequemen Ernte dem Schwarm einfach nach.

Nahrung
Der Stieglitz ist Spezialist für Samen, die noch in stehenden Blütenköpfen stecken; dabei bevorzugt er Distel- und Löwenzahnsamen. Er holt sie mit seinem spitzen Pinzettenschnabel aus den Fruchtständen und weiß dabei fast so geschickt zu turnen wie die Meisen.

Allgemeines
Den Winter verbringen die Distelfinken überall, wo sie genügend Samen in den noch stehenden und aus der Schneedecke ragenden Halmen finden. Nur Eisregen und schwerer Rauhreif kann sie in Not bringen. Die Winternacht verschlafen die Trupps in dichtesten Zweigen, danach stillen sie ihren Morgenhunger. Der Mittag wird in Baumwipfeln verträumt, man putzt sich, und es wird etwas gesungen. Auch die Weibchen singen mit. Mittags ist auch Trink- und Badezeit. Die Stunden bis zur Abenddämmerung werden wieder mit Nahrungssuche verbracht.
In die Stieglitzschwärme mischen sich oft auch andere Finken, aber wenn jemand die Schwärme aufjagt, bilden sich sofort wieder artreine Trupps.

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