Urnes stavkyrkje

Am östlichen Ufer des Lustrafjorden, dem nordöstlichsten Teil des Sognefjorden, thront über dem Wasser die Stabkirche von Urnes. Schriftlich erwähnt wurde sie erstmals im Jahre 1323, aber man setzt den Baubeginn auf das Jahr 1130 fest, somit ist sie die älteste erhaltene Kirche des Landes. Das Baumaterial der Kirche besteht teilweise aus den Überresten einer noch älteren Kirche, die wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts stammte. Die wiederverwendeten Materialien schmückt ein Schnitzdekor, das zu dem Namen Urnes-Stil geführt hat. Dieser Stil weist dicht verflochtene Tierfiguren mit schlangenhaften Formen auf und wirkt äußerst dynamisch und lebendig. Man findet auch in anderen frühen Stabkirchen diese Art des Schnitzwerks, doch hier in Urnes ist sie zur Vollendung gereift. Der Urnes-Stil bewahrt in seiner fast magisch wirkenden Tierornamentik Elemente der vorchristlichen Wikingerzeit.

Die Urnes stavkirke am Ufer des Lustrafjorden

Durch archäologische Ausgrabungen fand man heraus, dass hier früher eine Holzkirche mit in den Boden eingelassenen Pfosten stand. Doch man ist sich nicht sicher, ob das wiederverwendete Material aus dieser oder aus einer dritten Kirche stammt.

Die Stabkirche von Urnes ist eines der vier norwegischen Kulturdenkmäler auf der World Heritage List der UNESCO, die die bedeutendsten Kulturdenkmäler der Welt verzeichnet.

Die mächtige Kirche ist eine Langkirche, bei der Schiff und Chor einen erhöhten Mittelraum aufweisen. Größtenteils entspricht ihr Aussehen dem mittelalterlichen Erscheinungsbild, doch verschiedene Elemente zeugen von einer langen Baugeschichte. Zu den wiederverwendeten, dekorierten Materialien der früheren Kirche gehören der Westgiebel und das Nordportal des Schiffes sowie zwei Wandbretter an der Nordwand des Schiffes. Auch der nordöstliche Eckstab und der Ostgiebel des Chor sind aus diesen frühreren Materialien, die alle im typischen Urnes-Stil gehalten sind. Vermutlich war früher das Nordportal des Schiffes bei einer älteren Kirche das Westportal.

Ursprünglich war sie nicht wie heute mit einem Schindeldach bedeckt, sondern mit einem Bretterdach und Wandbrettern ziemlich schlicht ausgestattet. Erst im späteren Mittelalter wurden Dach und Wännde mit den Holzschindeln verkleidet. Auch der die ganze Kirche umgebende Svalgang wurde zu dieser Zeit angebaut. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde der Chor durch einen Anbau nach Osten in Stabkonstruktion erweitert. Über dem Westende des Schiffs befindet sich ein großer, achteckiger Dachreiter aus dem Jahre 1705. Restauriert wurde die Kirche zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dabei wurden die dekorierten Giebelfelder mit Brettern verkleidet, um den weiteren Verfall aufzuhalten.

Von dem mittelalterlichen Bau ist der Großteil der Konstruktion erhalten. Er besteht aus Grundstöcken, Saumdielen, Eckstäben, den Wandbrettern des Umgangs und Liegestäben. Dazu kommen die erhöhten Mittelräume mit ihren Masten, das Stützsystem und die Dachkonstruktion. Das Schiff hat Portale nach Westen und Osten.

Das kunstvolle Schnitzwerk, für das die Kirche berühmt ist - u.a. kämpfende Löwen und Schlangen - findet man vor allem am wiederverwendeten Nordportal. Auch das Türblatt ist dekoriert. Das Westportal, das als Haupteingang benutzt wurde, ist besonders reich verziert und zeigt Halbsäulen mit geschnitzten Kapitellen. Zu den übrigen Ausschmückungen der Stabkirche gehören u.a. die Säulenkapitelle und die geschnitzten Seiten der Stäbe, die den Mittelraum des Schiffes tragen. Hier findet man, im Gegensatz zum Nordportal, Motive aus der Bibel und der christlichen Legendenwelt.

Der Boden bestand ursprünglich aus Brettern, wobei der Bretterboden im Mittelraum des Schiffes etwas tiefer lag als der Umgang. Licht spendeten runde Gucklöcher in den Wänden des erhöhten Mittelraums. Der mit Verzierungen versehene Dachstuhl war vom Kircheninneren her zu sehen. Im 17. Jahrhundert wurde dem Kirchenraum sein heutiges Aussehen gegeben, als ein Gewölbe eingezogen und zwei Mittelraumstäbe des Schiffes gekappt wurden, um Stühlen Platz zu machen. Doch die Konstruktion vertrug diesen Eingriff nicht und man zog 1680 Schrägstreben zur Stützung des Innenraums ein.

Die Ähnlichkeit mit zeitgenössischer Steinarchitektur legt die Hypothese nahe, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen den kontinentalen Basiliken und den norwegischen Stabkirchen mit erhöhtem Mittelraum gab.

Zum mittelalterlichen Inventar der Kirche gehören u.a. eine romantische Kalvariengruppe - Christus, Maria und Johannes - über der Choröffnung, ein eiserner Kerzenleuchter auf dem Altar und ein romanischer Stuhl. Aus der Kirche von Urnes stammen außerdem zwei Emaille-Leuchter aus Limoges in Frankreich, die auf das 13. Jahrhundert datiert werden, sowie eine Madonnenfigur und ein unbekannter Heiliger aus Holz. Die Marienfigur aus dem 13. Jahrhundert trägt Zöpfe und einen Umhang, der am Hals von einer Spange zusammengehalten wird. Beide Figuren stehen heute im Historischen Museum in Bergen.

Urnes erreicht man von Eide am Nordende des Lustrafjorden aus über eine Nebenstrecke entlang des Ostufers. Von der Westseite besteht eine Fährverbindung nach Urnes von dem Örtchen Solvorn aus ( Fahrplan ).
Saison vom 05. Juni - 29. August, 10:30 - 17:30 Uhr
Eintritt: Erw. 40 NOK, Ki/Stud. 25 NOK/10 NOK.

siehe auch unsere Photogalerie.
Weitere ausführliche Informationen über Stabkirchen auf der Seite von Morten und Julia (etojm)

 

Weiterführende Links zur Urnes-Stabkirche:

Nigardsbreen-Info

Andere Stabkirchen:

Lom

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