Lundehunde auf Værøy / Lofoten

Für die Bewohner von Værøy war nicht nur das Sammeln von Eiern und Daunen, sondern auch die Jagd auf Seevögel von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Bis zu 120 Lunde wurden von einem guten Hund in einer Nacht gefangen. Mit dem Erlös wurden Steuern bezahlt, aber hauptsächlich waren Lunde ( Papageientaucher ), Tordalk und Trottellumme eine Bereicherung des Speiseplans.

Für die Jagd auf die jungen Papageientaucher, deren Fleisch als besondere Delikatesse galt, wurde der kleine, sehr gelenkige Lundehund eingesetzt. Rassisch gehört er zu den norwegischen Spitzhunden und ist mit einer Schulterhöhe von 33 - 38 cm einer der kleinsten Hunde Europas. Sein Jagdinstinkt ist dermaßen ausgeprägt, dass er in die engen Nisthöhlen der Lunde kriecht, um die Jungtiere herauszuholen.

Sogar Hunde, die jahrelang auf dem Festland gelebt hatten, folgten nach ihrer Rückkehr nach Værøy sofort wieder ihrem Jagdtrieb und holten die Vögel aus ihren Höhlen. Besonders stolz sind die Bewohner von Værøy auf ihre Lundehunde, die sogar auf einer Briefmarke verewigt wurden.

Noch eine andere Besonderheit zeichnet den flinken Hund aus: er kann sich fast flach machen wie ein Teppich und unter der Erde die Ohren verschließen, so dass Erde und Sand nicht eindringen können.
Aber das Außergewöhnliche ist, dass er als einziger Hund der Welt an den Vorderpfoten sechs Zehen und an den Hinterläufen fünf statt der gängigen vier Hundezehen besitzt. Dies ermöglicht es ihm, sich an den steilen Hängen festzukrallen.
Außerdem ist sein Gebiß mit 8 Zähnen weniger ausgestattet, so dass er die Vögel lebend aus den Höhlen holen kann.

Schon anno 1591 wurden die Hunde in einem Kapitel über Værøy von Erik Hansen Schønnebøl erwähnt.
Der Italiener Francesco Negri berichtet 1666 von ähnlichen Hunden in der Finnmark. Auch auf Island ist der Lundehund bekannt, heißt dort aber Islandhund.

Alle heute lebenden Lundehunde haben ihre Ahnen in Mostad, doch fast wären sie völlig ausgerottet worden.
Die Bewohner von Røst, die ebenfalls über Jahrhunderte mit dem Hund auf Vogeljagd gegangen waren, gingen zu einer anderen Fangtechnik über. Sie fingen die Vögel mit einem Netz. Diese effektivere Methode wurde gebietsweise auch auf Værøy übernommen. Das machte die Hunde überflüssig. Sie begannen herumzustreunen, zu wildern und entwickelten sich zu einer echten Plage.

Daher beschlossen die Gemeindeverwaltungen auf Røst und Værøy eine Hundesteuer einzuführen, was zur Folge hatte, dass es in kurzer Zeit kaum noch einen Hund auf den Inseln gab.

Auf Mostad brauchte man weiterhin den Lundehund und erreichte nach einigen Protesten eine Steuerermäßigung.
Es kam soweit, dass Mostad der einzige Ort wurde, wo noch diese Rasse existierte und wegen der Abgeschiedenheit sich auch nicht mit anderen Hunden vermischte.

Von dieser Situation hörte im Jahre 1938 Eleonora Christi. Sie war bestürzt darüber, dass diese einzigartige Rasse kurz vor dem Aussterben stand.
Sie beschaffte sich vier Hunde, drei Weibchen und ein Männchen, um den Bestand zu retten.

Schon drei Jahre später war man froh, auf ihre Zucht zurückgreifen zu können, denn auf Mostad starben innerhalb kurzer Zeit alle Hunde an einer Seuche. Nur ein Weibchen blieb übrig, dass aber unfruchtbar war. Nun übergab Frau Christi ihrerseits den Bewohnern vier Hunde zurück, mit denen eine neue Zucht aufgebaut werden konnte.

Heute existiert zwar nur ein kleiner aber gesicherter Bestand. In ganz Norwegen leben heutzutage ca. 600 Hunde, die meisten aber auf dem Festland als Haus- und Schoßhunde.

 

Weiterführende Links zu Lundehunde:

Måstad Papageitaucher Runde-Info Runde-Report Vogelkolonien

zu den Inseln:

Austvågøy Flakstadøy Gimsøy Moskenesøy Røst Vestvågøy Værøy

und allgemeine Infos im:

Lofoten A-Z

©1999 by Otto and Mechtild Reuber

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