Das Sjodalen

Das Sjodalen ist die Ostbegrenzung des Jotunheimen nördlich der Valdresflya-Hochebene und liegt in der Gemeinde Vågå, Bezirk Oppland. Es ist für seine eigenartige Natur bekannt. Der Gebirgskiefernwald herrscht vor, und im Stuttgonglia Naturreservat erstreckt sich die Nadelwaldgrenze bis in eine Höhe von 1100 Metern, der höchsten in Norwegen.

An mehreren Stellen im Sjodal befinden sich scharfe Rücken aus Sand. Es handelt sich um die sogenannte Esker-Formation, eine Ablagerung infolge fließenden Wassers - in der Regel Schmelzwasser vom Ende der Eiszeit vor 10.000 Jahren. Der markanteste Esker ragt am Nordende des øvre Sjodalsvatnet, parallel mit dem Rv 51 heraus.

Oberhalb des Sjodalen, im Gebirge, wurden mehrere Ansiedlungsplätze aus der Steinzeit entdeckt. Auch Funde aus der Bronze- und Wikingerzeit zeugen von einer regen Besiedlung der Gegend. Im Griningsdal wurde Anfang des 20. Jahrhunderts der größte Fund gemacht, darunter eine Sichel, was vermuten lässt, dass hier Ackerbau betrieben wurde.
Ansonsten fand man Reste von Kiefern in 1276 Metern Höhe und Birkenreste in 1370 Metern Höhe, was auf die milde Klimaperiode 'kurz' nach der Eiszeit zurückzuführen ist. Das Alter der Kiefern wurde auf 8000 Jahre bestimmt.

Im Gebiet zwischen dem Sjodalen und dem Ottadalen liegen die Seen Lemonsjø und Flatningen.

Almbetrieb

Das Sjodalen war vielleicht Norwegens markantestes Almgebiet, wo es zu seiner Zeit ungefähr 160 Almen gab. Heute betreiben nur noch wenige Bauern eine traditionelle Almwirtschaft mit Haustieren und Personal. Im Griningsdal, einem Seitental, gibt es gemeinschaftlich betriebene Ziegenalmen.
Mehrere der Touristenhütten und Berggasthöfe in der Gegend waren früher Almen. Das Sjodalen ist besonders für seine großen Almhäuser bekannt. Das hat wahrscheinlich seinen Zusammenhang mit der eigenartigen Tradition des winterlichen Almbetriebs. Obwohl dieses in mehreren Ortschaften im Nord-Gudbrandsdal versucht wurde, hatte der Almbetrieb im Winter nur in Vågå seine größte Verbreitung.
Nachdem die Weiden rund um den Hof im Herbst abgegrast waren, zogen die Bauern mit ihren Herden Ende Oktober ins Gebirge, wo sie sich bis Ende Februar aufhielten. Es war viel einfacher, den Winter auf der Alm zuzubringen, als das Heu von der Alm zum Hof zu transportieren. Außerdem konnten dort Zweige als Tierfutter genutzt werden. Damals wurde in dieser Jahreszeit kaum Milch produziert.
Einige Almen lagen ungefähr 50 Kilometer von der Ortschaft entfernt. So kann man sich leicht viele dramatische Auftriebe in tiefem Schnee und rauhem Winterwetter ausmalen. Die sogenannten kvilingssetrer (Rastalmen) waren beliebte Rastplätze für unterwegs, wo Mensch und Vieh Obdach und Nachtruhe fanden. In Randsverk gibt es einige solcher Almen. Der Almbetrieb im Winter wurde im Vågågebirge bin in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts gehandhabt.

Fanganlagen

Die große Anzahl an Fanganlagen, die im Gebirge oberhalb des Sjodalen zu finden sind, gibt Aufschluß darüber, daß hier die Menschen in früheren Zeiten ihre Nahrung fanden. Nach Rückzug des Eises am Ende der letzten Eiszeit vor ungefähr 10.000 Jahren zogen die Rentiere in dieses Gebiet. Ihnen folgten die Jäger.
Der Haupteil dieser Fanganlagen bildeten die Fanggruben, die aus Steinen erbaut wurden. Außer im Sjodalen findet man sie noch im Finndalsfjell. In tiefer gelegenen Gegenden gab es Erdgruben, die besonders für den Fang von Elchen bestimmt waren. Diese sind meistens zugewachsen. Bei Kvanngrov, südlich von Randsverk, und nördlich von Veo, oberhalb des Rv 51, sind noch einige gut sichtbar.
Andere Fanganlagen waren Leitzäune, durch die die Rentiere in die Fanggruben getrieben wurden und Bogenstellungen, wo die Jäger mit Speer, Pfeil und Bogen bereitlagen.

Auch Falken wurden bis ins späte 16. Jahrhundert, meistens von Holländern, gefangen. Spuren findet man noch in mehreren Orten. Die Falken wurden für europäische Fürsten als Jagdfalken dressiert. Die besterhaltene Falkenfängerhütte befindet sich am Råkåvatn im Finndal.

Der Fluß

Der Lebensnerv des Tales bildet der Fluß Sjoa. Der Name "Sjoa" hängt mit dem altnorwegischen Wort "hjár" - "der..., der glitzert" zusammen. Der Fluß wurde 1973 durch einen Stortingbeschluß dauerhaft vor der Nutzung der Wasserkraft geschützt.

Die Sjoa strömt nach gut 70 Kilometern vom Gjende in den Gudbrandsdalslågen. Auf dieser Strecke läuft er durch die Seen øvre Sjodalsvatnet und nedre Sjodalsvatnet. Die Gebirgssen Bessvatnet und Russvatnet haben ihren Auslauf in den Fluß. Der obere Teil des Gewässers ist von ruhig fließenden Partien geprägt, hier kommen jedoch Wasserfälle wie der Maurvangsfoss und Stuttgongsfoss vor.
Die Sjoa hat nach der Mündung des Flusses Veo ein gleichmäßiges Gefälle mit vereinzelten Fällen und Stromschnellen.
Die Schneeschmelze im Hochgebirge gibt der Sjoa den ganzen Sommer eine gleichmäßige und hohe Wasserführung, gute Verhältnisse für den Flußsport, wie dem Rafting. Auch Angler kommen bei dem Fluß auf ihre Kosten.

Ridderspranget

Die Schlucht Ridderspranget ist südlich von Randsverg auf einem Nebenweg des Rv 51 leicht zu erreichen - vom Parkplatz nur noch einen kurzen Spaziergang entfernt. Hier brandet die Sjoa wild um Gletschermühlen und Bergvorsprünge. Der Name Ridderspranget (Rittersprung) stammt aus der Sage über den Valdres-Ritter Sigvat Kvie, der nach dem Brautraub auf dem Hof Sandbu in Vågå, mit dem schönen Mädchen Skårvangssola in den Armen, über die Schlucht flüchtete. Der Sandbu-Ritter Ivar Gjesling war ihm mit seinen Männern auf den Fersen. Um zu beweisen, wie es dem ersten ergehen würde, der es wagte die Schlucht zu überspringen, stieß Sigvat einen seiner eigenen Männer in den Wasserfall.
Vor einem Überspringen der Schlucht wird gewarnt.

 

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©1999 by Otto and Mechtild Reuber

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