Straßen
 
Infos und Beschreibungen zu norwegischen Straßen
Der Rv 827 in Nordland

In Norwegen unterscheidet man folgende Straßentypen:

Motorvei / Autobahn

Autobahnen sind in Norwegen nur im Umkreis von Oslo, Stavanger und Trondheim, sowie an der Südküste anzutreffen. Als Autobahn ausgebaut sind nur einige Teilstrecken der Europastraßen 6, 18 und 39. Den längsten Abschnitt bildet dabei die E 6 von Oslo bis südlich von Ringebu. In diesen Ballungsräumen sind Autobahnen vom Verkehrsaufkommen noch sinnvoll, doch in den meisten Regionen - besonders im Fjordland - verhindern meist landschaftliche Gegegenheiten den weiteren Ausbau. In Teilen der Finnmark, wo sich die E 6 über die die Höhen der Finnmarkvidda schlängelt, böte die Landschaft gute Möglichkeiten zur Straßenverbreiterung, doch zum Glück stände dies in keinem Verhältnis zur Verkehrsdichte. Einige Teilstrecken der Autobahnen sind mautpflichtig, so bei Oslo, Trondheim, Bergen und Drammen. Einige dieser Mautstationen sind schon automatisiert. Daher ist es sinnvoll, immer ein paar 5-, 10- oder 20-Kronenstücke parat zu haben. Die Münzen brauchen meist nur in ein trichterartiges Behältnis geworfen zu werden und die Schranke öffnet sich dann automatisch. Die Autobahnen sind generell in einem besseren Zustand als die meisten der deutschen Bahnen - was hauptsächlich auf ihr geringeres Alter zurückzuführen ist.
Autobahnen sind in den meisten Kartenwerken als breite rote Linie mit mittigem gelbem Strich gekennzeichnet.

Europavei / Europastraße

Norwegen wird von 13 Europastraßen durchzogen ( siehe Auflistung ), aber nur die E 16, E 39, E 69, E 134 und E 136 verlaufen ausschließlich landesintern. Teilstrecken der E 6, E 16 und E 39 sind als Autobahn ausgebaut. Die Zeiten, als Teile der E 6 in der Finnmark noch Schotterstraße waren, sind seit 25 Jahren vorbei. Außer den als Autobahn ausgebauten Abschnitten, entsprechen die Europastraßen unserem Standard von gut ausgebauten Bundesstraßen. Doch findet man an schmalen Küstenstreifen oder engen Tälern auch Abschnitte, die nicht beser sind als manche Reichsstraßen. Auf den Hochplateaus, wo genügend Platz ist - wie zum Beispiel auf dem Dovrefjell oder dem Saltfjellet, ist die E 6 zu einer breiten Schnellstraße ausgebaut. Mit 2672 Kilometern ist die E 6 innerhalb Norwegens die längste Europastraße, aber im Süden nicht überall die landschaftlich attraktivste. Ein landschaftliches Highlight ist die zur Sommerzeit mit Wohnmobilen bevölkerte E 10 über die Inselgruppen Vesterålen und Lofoten. Weitere reizvolle europaveier im Süden sind die E 16 von Oslo nach Bergen, die E 134 von Drammen nach Haugesund sowie die E 136 von Dombås nach Ålesund. Wer die Küstenregion mit Fjorden und Fähren liebt, der ist auf der E 39 von Kristiansand nach Trondheim gut aufgehoben. Außer den schon erwähnten Autobahnabschnitten werden auch die Kosten für aufwendige Brücken- oder Tunnelprojekte durch Mautgebühren wieder eingefahren. Teuerstes Objekt der letzten Jahrzehnte war der 24,5 km lange Lærdalstunnelen zwischen dem Lærdalen und Aurlandsvangen, der die längste und letzte Fährverbindung auf der E 16 ablöste.
Die nicht als Autobahn ausgebauten Europastraßen sind in den Kartenwerken als dicke rote Linie mit einer weißen Straßennummer auf grünem Grund gekennzeichnet.

Riksvei / Reichsstraße

Trotz imposanter Gebirgslandschaft und tiefer Fjorde ist Norwegen von einem dichten Netz an Fernstraßen durchzogen. Diese sind inzwischen alle asphaltiert. Einer der letzten Schotterstraßen war ein etwa 50 Kilometer langer Abschnitt des Rv 888 auf der Nordkinn-Halbinsel in der Finnmark, der im Jahre 2002 noch unser Auto strapazierte. In verkehrsreichen Gebieten sind einge der riksveier als Schnellstraßen ausgebaut oder an Steigungen zweispurig ausgelegt. Geographisch bedingt sind einige dieser Straßen - besonders in Fjordnorwegen - manchmal noch sehr schmal. An solch engen Passagen findet man häufig Ausbuchtungen, wo Schilder mit einem weißem großem "M" auf blauem Grund sogenannte Møteplasser ( Begegnungsplätze ) kennzeichnen. Hier hält man bei Gegenverkehr und lässt diesen passieren. In West- und Nordnorwegen wurde im Straßenbau in den letzten Jahrzehnten Milliarden Kronen in Tunnel- und Brückenprojekte investiert, um enge Gefahrenstellen zu beseitigen oder auch um die Infrastruktur zu verbessern. Bei teuren Projekten können auch hier Mautgebühren bis zu einer Höhe von 100 NOK anfallen.
Nach Gebietsreformen sind seit dem 01. Januar 2010 die meisten Reichsstraßen ( riksveier ) zu Provinzstraßen ( fylkesveier ) herabgestuft worden.
In Kartenwerken sind die Reichsstraßen als rote Linie mit schwarzen Nummern auf weißem Grund gekennzeichnet.

Fylkesvei / Provinzstraße

Bezirksstraßen sind heute bis auf ein paar Ausnahmen ebenfalls asphaltiert. Eine dieser Ausnahmen war ( jedenfalls bis 2002 ) die Straße um den Kvænangen in der gleichnamigen Finnmark-Kommune, die als Schotterstraße ausgelegt war und auch einige Schlaglöcher aufwies. Die Straßen sind im allgemeinen schmaler und die Asphaltdecke wird auch seltener erneuert. Schlaglöcher durch Frostaufbrüche sind daher möglich. Auch die Welligkeit mancher Straßenabschnitte verlangt den Stoßdämpfern einiges ab. Aufgrund geringerer Verkehrsdichte - im Vergleich zu den riksveier - findet man hier keine teuren, mautpflichtigen Tunnel- oder Brückenprojekte. Da es sich um Regionalstraßen handelt, sind diese Straßen im Schnitt auch kürzer als die riksveier. Doch gibt es auch Straßen von über 60 km Länge, wie der Fv 271 durch das Gjøvdal zum Fyresvatn in der Telemark. Fylkesveier führen häufig als Alternativstraßen entlang größerer Seen. Wer sich nicht dem oft starken Verkehrsaufkommen der Reichsstraßen aussetzen will und auch mal die Muße haben möchte, in Ruhe zu fotografieren, der ist auf den Bezirksstraßen bestens aufgehoben.
In den Kartenwerken sind diese Straßen als gelbe oder orange Linien dargestellt, eine Benummerung fehlt. Wer an einer solchen interessiert ist, findet diese in den digitalen Karten ( bei entsprechender Vergrößerung ) von Visveg oder Norgesglasset in unserem Link-A-Z.

Kommunal vei / Kommunestraße

Kommunestraßen können aspaltiert sein, die meisten sind es aber nicht. Aufgrund der fehlenden Asphaltdecke sind sie natürlich auch anfälliger gegenüber Witterungseinflüssen und sehr häufig mit Schlaglöchern durchsetzt. Auf diesen Schotter- oder Lehmpisten werden von uns am meisten die sogenannten "Rattermarken", die vorwiegend an Bergstrecken in scharfen Kurven anzutreffen sind, gefürchtet. Diese kurzen Wellen auf der Straße versetzen normale mitteleuropäische PKW´s in solch starke Schwingungen, dass es uns schon mehrmals den Gang rausgeschlagen hat. Kommunestraßen führen oft als Sackgassen in kleinere Täler oder verbinden verschiedene riks- oder fylkesveier miteinander. Die Breite der Straßen richtet sich nach landschaftlichen Gegebenheiten, die Länge geht meist nicht über 15 km hinaus. Møteplasser sind hier nicht mit Schildern gekennzeichnet. Im allgemeinen sind die kommunal veier nicht mautpflichtig, doch gibt es auch hier Ausnahmen wie der Slådalsveien von Lesja nach Vågåmo. Diese Bergstraße ist übrigens im "Veiatlas" als kommunal vei, aber in anderen Karten als privatvei eingezeichnet.
In manchen Kartenwerken sind Kommunestraßen als graue Linien dargestellt, in anderen von Bezirksstraßen nicht zu unterscheiden.

Privat vei / Privatstraße

Privatstraßen sind fast ausschließlich als Schotter- oder Lehmpiste ausgelegt. Privatwege sind oft so lang wir fylkesveier, da manche Gebirgsübergänge in Privatinitiativen entstanden sind. Solange diese Wege nicht mit einem Durchfahrt-Verbotsschild oder "Privat" bzw. "Privat vei" gekennzeichnet sind, ist das Befahren dieser Wege erlaubt. Nur darf man sich nicht wundern, wenn man öfters bei einem einsam gelegenen Bauernhof oder vor einer Hütte mitten im Wald landet. Da Norweger im Sommer und im Winter den starken Drang zum friluftsliv haben, wird in nicht naturgeschützten Gebieten im Gebirge oder an Seen immer noch kräftig gebaut, so dass in manchen Ecken schon richtige Hüttendörfer entstanden sind. Für die Hütten muss naturlich Material herangeschafft werden und dazu braucht man Wege. Um die Kosten für Anlage und Instandhaltung wieder reinzubekommen, sind viele dieser Wege mautpflichtig. Häufig hindern Schlagbäume oder Gatter an der Weiterfahrt. An der Sperre steht dann ein kleiner Unterstand oder es hängt dort nur ein regendichter Metallkasten, in dem sich Formulare sowie ein Kugelschreiber oder Bleistift befinden. Das Formular, das aus einer Tüte und einem Durchschlagpapier besteht, wird mit Namen, KFZ-Kennzeichen und Datum beschriftet, der Durchschlag abgerissen und gut sichtbar im Auto plaziert. Die Mautgebühr wird in die Tüte gesteckt, am besten einmal geknickt und in einen briefkastenähnlichen Metallbehälter geworfen. Dieses System der Bezahlung beruht auf einer Vertrauensbasis. Wir sind noch nie auf unseren vielen Touren auf diesen privaten Mautwegen kontrolliert worden, doch sollte man das Vertrauen nicht ausnutzen und jedesmal bezahlen. Wird doch kontrolliert, kann eine Strafgebühr erhoben werden. Da man an manchen Wegen vielleicht doch schlechte Erfahrungen mit der Zahlungswilligkeit der Touristen gemacht hat, gibt es dort inzwischen schon automatische Schranken, die sich nach Einwurf der Gebühr automatisch öffnen. Für den Automat am Fanitullveien zwischen dem Votndalen in der Kommune Ål und dem Hemsedalen braucht man kein passendes Kleingeld, der aksepiert sogar die Visa-card. Doch auch andere Formen der Geldeintreibung sind möglich. Am Peer Gynt Seterveg in der Kommune Nord-Fron steht keine Schranke, denn dort sitzt jemand am Wegesrand und kassiert persönlich. Die Beschaffenheit dieser Privatwege hat eine breite Spannweite. Vom Zustand der Kommunestraßen bis zu absoluten Holperstrecken ist alles möglich. So ist die Store Nordmannslepa von Solheimstulen in die östliche Hardangervidda auch gegen Maut befahrbar, aber nur mit Traktoren oder Allradfahzeugen mit höherem Bodenabstand.

Skogsvei eller turvei / Wald- oder Feldwege

Wege, die eindeutig als Feld- oder Waldwege erkennbar sind, dürfen nicht mit Motorfahrzeugen befahren werden, das bedeutet auch, dass sie nicht als Stellplätze für Womos gedacht sind. Es gilt natürlich für alle Typen von Straßen, dass man diese nicht verlassen darf und einfach in die Natur fahren kann, auch wenn dieses manchmal möglich ist, wie z.B. in der Finnmark. Einige Womofahrer handeln noch nach dem Motto, wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter. Aber diesen schwarzen Schafen ist es zu verdanken, dass an vielen Stellen auch schon das Zelten verboten ist.

Grundsätzlich gilt:

Wohnwagen und Womos gehören zur Übernachtung nur auf Campingplätze oder auf spezielle Womostellplätze.

 

©2013 by Otto and Mechtild Reuber

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