Lushaugen
Das Hauptgebäude des Museums ist Lushaugen, ein großes, aus rötlichem Sandstein erbautes Gebäude, das malerisch am nordwestlichen Stadtrand von Vardø, mit Blick auf den Bussesundet, liegt.
Auf etwa 1.000 m2 findet man diverse Ausstellungen, Büros, Magazine und Werkstätten. Die Verwaltung des Museums ist ebenfalls hier untergebracht.
Lushaugen wurde erst zum Anlass des 200jährigen Stadtjubiläums im Jahre 1989 als Museum eingerichtet.
Erbaut wurde es vom Staat im Jahre 1923 als Quarantänestation für Fischer und andere Tierfänger, die lange Zeit im Eis oder auf See waren.
Hier wurden sie gewaschen und entlaust sowie ihre Kleidung in einer Waschmaschine gereinigt.
Als die hygienischen Verhältnisse besser wurden, schloss man die Station.
Im Laufe der Jahre diente es als Altersheim, als Gefängnis für Landesverräter und zuletzt als Jugendclub.
Vardømuseene ist das älteste Museum der Finnmark. Gegründet wurde es im Jahre 1894 als rein naturwissenschaftliches Museum.
Im Laufe der ersten 30 Jahre erwarb man eine große Vogel-, Eier-, Pflanzen- und Schalentiersammlung.
Nach einer mehrjährigen Schließung begann das Museum nach dem Kriege unter dem Namen Vardhø Museum einen Neustart.
1. Etage
Das erste Stockwerk ist der Stadtgeschichte von Vardø gewidmet.
Im ersten Raum können Pflanzen und ausgestopfte Vögel aus der Umgebung Vardøs besichtigt werden.
Der nächste Raum zeigt Modelle der vorherigen ( 15. Jahrhundert ) und jetzigen ( 18. Jahrhundert ) Vardøhus festning.
Der dritte Raum widmet sich dem Thema Navigation. Hier sind einige Kopien alter Kartenwerke der nördlichen Finnmark und des Gebietes um Vardø sowie ein paar Navigationsinstrumente ausgestellt.
Die Sammlung ist noch nicht ganz vollständig. Unter anderem wird noch dringend nach einem Kompasshaus und den nautischen Messgeräten Oktant und Sextant gesucht.
In diesem Raum gibt es auch historische Fakten zur Expedition des Paters Hell, der 1769 in Vardø nach der Venuspassage suchte.
Das Hauptthema des vierten Raumes ist die Beziehung zu Russland. Durch den intensiven Kontakt mit dem östlichen Nachbar ( Pomorhandel ) standen
viele Bewohner der Stadt und der Region dem Gedankengut der russischen Oktoberrevolution positiv gegenüber.
Der fünfte Zimmer ist der sogenannte "Frauenraum". Hier steht das Inventar einer alten nordnorwegischen Küche mit typisch weiblichen Gebrauchsgegenständen.
Die drei Schauvitrinen im Korridor zeigen Bilder von Vardø im Zweiten Weltkrieg, dem darauffolgenden Wiederaufbau und der Errichtung des Unterwassertunnels.
2. Etage
Im zweiten Stockwerk gibt es zwei Ausstellungsräume. Das erste Zimmer ist mit typischen Möbeln der Oberklasse von Vardø eingerichtet.
In den Glasvitrinen des Raumes befinden sich Wertgegenstände, die ein reicher russischer Kaufmann auf der Norwegischen Bank deponierte, bevor das Haus von den Milizen der russischen Oktoberrevolution konfisziert wurde.
Im zweiten Raum befindet sich ein "Kuriositätenkabinett" mit seltenen und merkwürdigen naturhistorischen Gegenständen.
Der Raum wird auch als Zeichen- und Arbeitsraum für Schulklassen und von dem Kindergarten der Stadt genutzt.
Hier steht auch ein für das Publikum zugänglicher Computer, der nach Rücksprache mit dem Personal benutzt werden kann.
Die restliche Etagenfläche wird durch Büro- und Personalräume sowie ein Archiv gefüllt.
3. Etage
Im dritten Stockwerk findet man zwei Ausstellungen. In dem ersten Raum werden die wissenschaftlichen Arbeiten von Fridtjof Nansen vorgestellt, der auf seiner Fahrt zum Nordpol 1893 auch in Vardø haltmachte.
Auch Teile seiner Ausrüstung kann hier in näheren Augenschein genommen werden.
Dazu zählen auch Geräte zum Entnehmen von Wasserproben aus großen Tiefen sowie die gleichen Skier, die Nansen, beim Versuch den Pol zu erreichen, getragen hat.
Ein weiteres Thema zu Nansen ist die Beschreibung seiner humanitären Arbeit in der Sowjetunion und die Auszeichnungen, die er dafür bekommen hat.
Das Hauptthema dieses Stockwerks ist aber die Austellung über Hexen und deren Verfolgung.
Diese hat nicht das Ziel Hexen oder die Hexenverfolgungen im 17. Jahrhundert zu romantisieren.
Hexenjagden sind eher ein Ausdruck sozialer Prozesse, welche sich verschiedenartig äußern, je nachdem wo man sich befindet.
Die Ausstellung hat darum den Hauptzweck, ein wahrheitsgetreues Bild der Verhältnisse in dieser Zeit zu geben.
Die Anzahl der Hexenpozesse in der Finnmark waren zu dieser Zeit die zahlenmäßig höchsten im
damaligen Königreich Dänemark/Norwegen. Dasselbe Phänomen fand man auch in einem Festungsgebiet in Dänemark,
wo die Anzahl der Prozesse das "normale" Maß überstieg.
In beiden Gebieten herrschte zeitweise eine Armut, die man sich heute kaum noch vorstellen kann.
Die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen lag damals bei höchstens 25 Jahren.
Daraus ergab sich eine Art "sozialen Verschleißes", der zu diesen elendigen Lebensverhältnissen führte.
Diese Lebensumstände führten wohl dazu, dass Bewohner dieser armen Gegegenden anfälliger für Hexerei waren, als die in Gebieten mit besserer Lebensqualität.
Die meisten Denunziationen von Hexen geschahen unter der Folter. Es fallen Ähnlichkeiten in den Geständnissen auf, die darauf hinweisen, dass eine
Art Fragebogen in Kombination mit einem meist sehr "peinlichen Verhör" angewandt wurde, um weitere Opfer zu finden.
Dies belegen originale dänische Gerichtsbücher.
Dem Hexenwahn fielen erheblich mehr Frauen als Männer zum Opfer.
Dies hat damit zutun, das das eigentlich positive Wort "Weiblichkeit" im Laufe der patriarchalischen Diskriminierung der Frauen eine starke Negativladung bekam.
Viele frühhistorische Fruchtbarkeitsreligionen hatten lange Zeit die Kulturen früherer Völker bestimmt.
Einige Züge einer solchen Weltauffassung haben im Christentum in der Lehre um einen männlichen Gott überlebt.
Doch sah man sich in der katholischen Kirche gezwungen, Aspekte einer weiblichen Gottheit in der Gestalt Marias zu bewahren.
Doch hatte sie in der Amtkirche nur eine Alibifunktion. Sie wurde, u.a. aufgrund des Dogmas der unbefleckten Empfängnis, zum Objekt eines immer stärker werdenden Marienkultes, während die Rechte der "normalen", Frau immer mehr mit Füßen getreten wurde.
Der heftige und brutale Angriff auf die Frauen während des Hexenwahns kann als Ausdruck der patriarchalischen, puritanischen Angst
vor der Weiblichkeit und Sexualität der Frau aber auch als Folge der historischen Sicht der Frauen als Erzeugerin neuen Lebens gesehen werden.
Mit Vorliebe waren es auch gerade junge, hübsche Frauen, die mit allen weiblichen ( verteufelten ) Attributen ausgezeichnet waren, die unter den sadistischen Phantasien der Männer zu leiden hatten.
Im Jahre 1619 kam John Cunninghum als Amtmann nach Vardø.
Ein Grund für seine Einstellung war angeblich sein Talent, Recht zu bekommen.
Das Resultat seiner 30jährigen "Regierungszeit" war, dass in Vardø mehr Hexen der Prozess
gemacht wurde als in irgendeiner anderen Periode oder anderem Gebiet des Königreiches.
Der Übereifer eines Lehnsherren in Kombination mit der abergläubischen, ärmlichen Bevölkerung
trugen dazu bei, dass der Verlauf des Hexenwahns, im Vergleich zu anderen Gebieten, hier zu einem bedeutenden "Overkill" wurde.
Der oder meist die Angeklagte war allen Formen sadistischer Quälereien ausgesetzt.
Und hatte das Opfer die Torturen der Verhöre überlebt, dann kam die letzte und grausamste Pein: der Tod auf dem Scheiterhaufen.
In allen Ländern, mit Ausnahme von England war dies die einzige Hinrichtungsmethode, die für Aufrührer, darunter fiel auch Ketzerei und Hexerei, angewandt wurde.
Man hoffte, dass dadurch das Übel vollständig ausgelöscht wurde - sich sozusagen in Rauch auflöste.
Es gab zwei Verbrennungsmethoden: am Pfahl oder auf einer Leiter.
Während die Pfahlmethode am häufigsten in Deutschland gebraucht wurde, bevorzugte man in Vardø die angeblich "humanere"
Leitermethode. Bei Tod am Pfahl wurden die zum Tode Verurteilten an einen Holzpfahl gebunden und dann der Scheiterhaufen um sie herum errichtet.
Der Tod trat langsamer ein und die Verurteilten hatten zudem unter den Qualen der Rauchentwicklung zu leiden.
Bei der Leitermethode wurden die Verurteilten auf eine Leiter festgebunden, die dann über den brennenden Scheiterhaufen gekippt wurde.
Für beide Methoden galt, dass es für die Todgeweihten meist eine Erlösung war nach den diversen, kaum vorstellbar brutalen Foltermethoden, die dem Feuertod meist vorausgingen.
In Vardø lag der Hinrichtungsplatz in der damaligen Zeit weit südlich auf Stegelneset, ungefähr dort, wo sich heute die Öffnung des Vardøtunnelen befindet.
Hier stand auch ein Galgen für andere Verbrecher.
Im dritten Stock sind auch die Replikate einiger Werke von Künstlern ausgestellt, die das Thema Hexen und Hexenverfolgung auf die Leinwand gebannt haben.
Darunter einige Werke des spanischen Malers Goya.
Im Museum kann man für 100 NOK Jahresbücher des Vardøhus Museumsverein erwerben, die interessante Einblicke in die Geschichte dieser Region bieten.
Pomormuseet ( Brodtkorbskjåene )
Das Pomormuseet wird nach und nach in die Räumlichkeiten der Brodtkorbskjåene wechseln. Diese Speicherhäuser aus der Spätzeit des Pomorhandel haben die Kriegswirren unversehrt überstanden.
Sie liegen direkt rechterhand am Beginn der Kaigata und bestehen aus größeren und kleineren gelbgestrichenen bzw. rotgestrichenen Häusern.
Die Anlage ist einzigartig in der Geschichte von Vardø und Nordnorwegen und bietet einen schönen Rahmen
rund um die Handelstätigkeiten vor der russischen Revolution.