Unsere Erlebnisse im Dividalen

Wir hatten in unserem Urlaub 1998 für den 30.06.eine Wanderung im Øvre Dividalen-Nationalpark eingeplant Es soll hier noch Bären geben und auch die eventuelle Begegnung mit einem Vielfraß reizte uns zu dieser Tour.

29.06.98 Ankunft im Dividalen

Wir kommen von Muoniolompolo in Schweden, sind schon einige Stunden unterwegs und erreichen gegen Mittag Skibotn. Dort kaufen wir in dem kleinen Lebensmittelgeschäft etwas Proviant und erkundigen uns ergebnislos nach der Wanderkarte für das Dividalen. Daher fahren wir den kleinen Umweg in das etwas größere Nordkjosbotn. Aber auch hier bleibt unsere Suche ohne Erfolg.

Zurück auf der E6 biegen wir nach rechts ins Tamokdalen, das von 1.500 Metern hohen, schneebedeckten Bergen umgeben ist, die sich klar gegen den tiefblauen Himmel abheben.

Trotz schlechter Vorahnung biegen wir am Ende des Tales nicht ins Dividalen, sondern versuchen unser Glück in Overbygd, um doch noch eine Karte aufzutreiben. Und wieder ein nutzloser Umweg von 12 Kilometern. Aber so lernt man Norwegen kennen.

Um 15.50 Uhr erreichen wir den Dividalen-Campingplatz. Der Besitzer installiert noch ein Mückengitter vor dem Hüttenfenster und erklärt uns, das wir momentan die einzigen Besucher sind. Wir räumen unser Gepäck in die Hütte und nachdem alles verstaut ist, halten wir "Siesta".

Gegen 22.00 Uhr werden wir aktiv und unternehmen eine Rundfahrt im Licht der Mitternachtssonne. Ein schmaler Schotterweg unterhalb unseres Campingplatzes lockt uns zu dem Stausee Dødesvatnet, der still zu Füßen des Liggafjellet mitten in der Bergwelt liegt.

Die schweren, aufziehenden Wolken im Licht der untergehenden Sonne verzaubern die Landschaft. Nach einem Bummel über den kleinen Damm entdecken wir auf dem Rückweg einen schmalen Waldweg, der uns steil bergauf führt. Im Schrittempo, allen tiefen Schlaglöchern und Furchen ausweichend, quälen wir unseren R 21 bis zu einem Plateau. Unvermittelt liegen uns die Wälder des Dividalen zu Füßen. Im immer stärker werdenden Wind biegen sich die Baumwipfel der umliegenden Wälder, beschienen von der Mitternachtssonne. Otto´s Camcorder kommt hier voll zum Einsatz. Um für die Wanderung am nächsten Tag einigermaßen fit zu sein, brechen wir dann kurz vor Mitternacht ab und fahren zurück zur Hütte.

30.06.98: Wanderung zur Dividalshytta im Nationalpark und die Schlacht auf dem Schneefeld

Nach dem Frühstück gegen 10 Uhr brechen wir auf. Eine 13 km lange Schotterstrecke führt entlang des stromschnellenreichen Dividalselva. Bei Frihetsli versperrt ein Gatter und ein Verbotsschild die Straße. Wir sind etwas im Zweifel, ob wir hier durchfahren dürfen. Aber die wenigen Häuser des Ortes stehen weit abseits des Weges und so siegt unsere Bequemlichkeit. Am Ende des Teerweges passieren wir ein weiteres Gatter und gelangen auf einen Feldweg mit vielen Schlaglöchern, der nach 2 Kilometern mit einer Wendeschleife endet. Nur ein holländischer Pkw steht in der Nähe der Schautafel, die über die Fauna und Flora des Parkes informiert.

Hier beginnt auch der gut ausgetretene Pfad, der zwischen alten Kiefernbäumen in südöstlicher Richtung leicht aufwärts führt. Kleinere Bäche überqueren wir problemlos von Stein zu Stein. Immer mehr bestimmen niedrige Fjellbirken das Landschaftsbild, die mit Gras bewachsenen Lichtungen sind mit Orchideen übersät. Der Weg führt unterhalb des steiler werdenden Hanges des Lille Jerta entlang. Rechts erblicken wir die Berge des Dreggfjelles.

Nach 3,5 Stunden erreichen wir die beiden Gebäude der Dividalshytta, schön auf einer mit niedrigen Fjellbirken bewachsenen Hochebene gelegen. Wir rasten auf der Veranda der etwas höherstehenden, größeren Hütte. Unser Aufenthalt lockt einige Mücken an, die uns bisher relativ gut verschont haben.

Nach ca. 20 Minuten hören wir vom Hang Stimmen und kurze Zeit später nimmt ein Norweger mit drei Kindern die Hütte in Beschlag. Er hat vor, hier zu übernachten, und wir erkundigen uns nach dem weiteren Wegverlauf. Da wir keine Karte von diesem Gebiet haben, rät uns der Norweger, nicht den geplanten Weg um den Lille Jerta zu nehmen, sondern auf einer Hochebene unterhalb des Gipfels in nordwestlicher Richtung zu gehen. Laut seiner Aussage soll es hier oben aufgrund des herrschenden Windes auch keine Mücken geben. Erfreuliche Aussichten, da ihre Zahl rapide zunimmt. Der steile Weg durch Fjellbirkenwald erweist sich in der Mittagshitze als ziemlich schweißtreibend.

Doch oberhalb der Baumgrenze, auf dem Kahlfjell, erwartet uns wie versprochen ein frisches Lüftchen. Da man es hier gut aushalten kann, legen wir eine weitere längere Rast ein. Kleinere Schneefelder zeugen noch vom letzten Winter. Von hier bietet sich ein weiter Blick über das bewaldete Dividalen und die schneebedeckten Berge.

Von Osten ziehen dunkle Wolken auf. Ein langer Weg liegt noch vor uns und so gehen wir querfeldein in Richtung Norden. Dabei geraten wir unversehens in ein mit Wollweide durchsetztes Sumpfgebiet. Hunderte von Mücken scheinen auf uns gewartet zu haben und lassen sich trotz des in Finnland gekauften "Lappens Myggolja" nicht abschrecken. In unseren T-Shirts bieten wir ihnen sehr viel Angriffsfläche. Sie schwirren uns um die Ohren und versuchen in jede Öffnung oberhalb der Gürtellinie zu fliegen. Sie zwingen uns, die Regenjacken anzuziehen, tief ziehen wir die Kapuzen ins Gesicht. Diese Maßnahme läßt die Mücken kalt. Total entnervt suchen wir Schutz mitten auf einem größeren Schneefeld. Ich werfe mich mit dem Gesicht nach unten in den Schnee, während Otto seine Regenjacke auszieht, wie 'Rumpelstilzchen kurz vor dem Zerreißen' auf dem Schneefeld herumtobt und versucht die Mücken mit der Jacke zu erschlagen. Mit Erfolg. Nach 20 Minuten liegt ein Kreis toter Mücken um uns herum. Otto ist total verausgabt, aber sehr zufrieden. Eine längere, angenehme Rast folgt.

Weiter geht es an dem immer schräger werdenden Hang. Wir umgehen einige steile Felsabstürze und entdecken in einer weiten Senke eine günstige Möglichkeit für den Abstieg. Beschwerlicher als angenommen steigen wir steil durch den Fjellbirkenwald ab. Endlich, nach 20 Minuten treffen wir weit unterhalb der Dividalshytta wieder auf unseren Weg. Gegen 20:30 Uhr erreichen wir unser Auto und fahren zurück auf unseren einsamen Campingplatz.

Nach dem Abendessen packen wir das Auto soweit es geht für die Abreise vor, da wir morgen frühzeitig in Richtung Tromsø aufbrechen wollen.

 

©1999 by Otto and Mechtild Reuber

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